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Big Brother Siri?

Haben Sie es gewusst? Apple überträgt und speichert, sobald Sie Siri auf ihrem iPhone nutzen, Ihr persönliches Sprachprofil zu Apple und verarbeitet dieses dort. Was noch hinzukommt ist, dass die Daten dann auch noch dort – auf unbestimmte Zeit – gespeichert werden (Das soll so sein. Nachgesehen habe ich selbst dort noch nicht.).  Das geht doch jetzt gar nicht. Auf jeden Fall nicht für jemanden, der mit dem europäischen Datenschutzgedanken groß geworden ist. Einige Firmen sehen das bereits auch so und haben Siri von ihren dienstlichen Telefonen verbannt.

Aber, wenn ich mir jetzt die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lasse, dann stellt sich mir die Frage: Was soll denn hierbei schiefgehen? Denn, eigentlich finde ich es gut, wenn IT einfacher zu handhaben ist und Services weiterentwickelt werden. Dazu trage ich dann auch meinen Teil gerne bei.

Bedenken habe ich meistens nur dann, wenn jemand anderes weiß, was ich gerade denke oder mache. Dann ist mir immer etwas unwohl. Aber dafür brauche ich doch Siri nicht, oder? Dieser Bereich ist im Internet doch schon lange nicht mehr vakant. Hierfür gibt es schließlich Google, Facebook & Co. Außerdem weiß mein Mobiltelefon – meist genauer und besser als ich – wo ich bin.

Dann bleiben noch immer die generellen Bedenken, dass „staatliche“ Stellen auf diese Daten zugreifen und diese nutzen können. „Man“ weiß zwar noch nicht genau wofür und weshalb, aber „Fakt“ ist, dass es so ist. Hierzu habe ich meine persönliche Meinung. Denn, da ich zurzeit nicht vorhabe, irgendwelche Verbrechen zu begehen – weder Kapitalverbrechen, noch Steuerhinterziehung – mache ich mir darüber keine Sorgen. Vor allem, da ich weiß, dass diese Daten, zwar gut verteilt, sowieso irgendwo im Netz verfügbar sind. Man muss diese nur finden. Auch diese Herausforderung wird demnächst mit Big Data gelöst sein ;-).

Also, was könnte getan werden? Da fallen mir auf Anhieb zwei Dinge ein. Zum einen könnte die Siri-Verarbeitung aufs Smartphone verlagert werden. Ein wenig Rechenleistung steht auf dem iPhone ja auch zur Verfügung (etwa 70 mal mehr als bei der ersten Mondlandung). Und wenn ich mit meinem Telefon spreche, sollte es in der Zwischenzeit sowieso nichts anderes tun, sondern mir zuhören ;-). Ein kleiner Nachteil dabei ist nur, dass Siri hierdurch nicht wesentlich weiterentwickelt werden kann. Und das ist – so mein Empfinden – noch notwendig.

Zum anderen könnte die Verarbeitung, in kleine Pakete zerlegt, verteilt in der Cloud verarbeitet werden. … Dann ist es allerdings auch wieder nur eine Frage der Zeit, bis jemand mit Big Data Methoden die Dinge wieder zusammensetzt. Und schon gingen die Bedenken (und das Geschrei) wieder von vorne los.

Interessant an der ganzen Diskussion ist für mich, dass das Verfahren und die Vorgehensweise bei Siri eigentlich jedem IT-ler klar sein muss, – die Sprachverarbeitung ist nicht neu, die hierzu benötigte und die begrenzte Rechenleistung von Smartphones bekannt, der Entwicklungsbedarf auch, … Das alles hat solange keinen gestört, bis es jemand  „öffentlich“ ausgesprochen hat. Naja, dasselbe Phänomen haben wir ja auch bei der aktuellen Olympia-Bekleidung der USA. …  plötzlich und völlig unerwartet stellte „man“ fest, dass diese in China gefertigt wurde.

Mein Fazit: Berechtigte Bedenken sind immer gut und müssen auch publik gemacht werden. Bedenken, nur um etwas dagegen zu haben, sollten jedoch nicht ungefiltert und unreflektiert weitergegeben werden. Oder wie sehen Sie das? Bin ich hier (als Europäer) zu unkritisch? Ich freue mich auf Ihre kritischen Kommentare.

Ihr Michael Pauly

 

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