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Social Media: Gold und Silber lieb‘ ich sehr …

01 Jun
The Fermi Paradox Is Our Business Model

Das Leben ist kompliziert – das Monetarisieren auch ,-) (Photo credit: Wikipedia)

Die Altvorderen zitieren ja immer noch gerne den Spruch: Was nichts kostet, das ist auch nichts“ – und finden damit eine hinreichende Begründung dafür, sich nicht vom ihrem überteuerten Telefonanbieter zu lösen. Aber wie wir wissen, haben sich die Zeiten ja gewandelt: Wir sind in einer Umsonst-Gesellschaft gelandet. Oder besser: Gratis-Gesellschaft. Gratis ist nicht nur akzeptiert, sondern angesagt. Das Internet hat eine entsprechende Erwartungshaltung geschürt. Und darin begründet sich auch ein Teil der Diskussion um das Urheberrecht.

Schon früher diente eine Probepackung oder ein Appetithäppchen („wolln sie mal probier´n?“) als netter Kaufanreiz, aber das Web hat das Umsonstangebot zum Standard erhoben. Wer nicht gerade „echte“ Waren verkauft, muss sich immer anschauen lassen, als ob er ein Kainsmal auf der Stirn hat. Und die unausgesprochene Frage steht im Raum: „Warum nehmen Sie dafür Geld?“ Manche Anbieter nehmen das dankbar auf und kultivieren dieses Image, z. B. mein Browser, der mich dann  und wann darauf hinweist, „gemeinfrei“ zu sein.

Aus Privatnutzersicht ist diese Haltung nachvollziehbar, aber Unternehmen, die sich im Web tummeln, haben da eine andere Brille. Nicht umsonst 😉 hört man immer mal die Frage an Serviceanbieter: „Und wie verdienen Sie bitte Geld?“ Die Kostenlos-Mentalität bringt Webdienste nämlich in die Bredouille: So schön es für das Image ist, leistungsfähige Services gratis bereitzustellen, für den geschäftlichen Erfolg bringt das nicht so viel. Und Unternehmen kooperieren halt gerne mit Partnern, die wirtschaftlich gesund sind und bei denen sie sich darauf verlassen können, dass es sie morgen auch noch gibt. Oder haben Sie schon mal erlebt, wie einer Ihrer genutzten Dienste abgeschaltet wird – mit ihren Daten und womöglich Ihrem mühselig aufgebauten Netzwerk? Kein schöner Gedanke und als Erlebnis noch unangenehmer …

And the Winner Is … Werbung

Also wie kommen die Anbieter an Geld? Die Antwort ist simpel: Werbung. „Gähn“, reagieren wir heute – reizüberflutet von der Batterie der mehr oder weniger subtilen Banner und Klickmich-Empfehlungen. Vor drei, vier Jahren wussten die meisten Menschen noch nicht, wie Google sein Geld verdient „… also mit Werbung. Ist ja interessant, ich dachte …“ „Aber Sie hatten doch nicht im Ernst angenommen, dass die vielen kostenlosen Services das große Geld reinspülen?“ Und dabei gilt natürlich wie im klassischen Printgeschäft: je größer die Reichweite des Dienstes, desto höhere Werbepreise können erzielt werden. Dazu kommen dann noch die Feinheiten der elektronischen Zielgruppen-Adaptierung. Fertig.

Gestern stieß ich auf eine Grafik, die Auskunft geben wollte, wie man als Anbieter einer sozialen Plattform außerdem Geld verdienen kann: eigene Apps, Bezahlformate (ironischerweise u.a. auch für werbefreie Nutzung ;-)) oder Maklermechanismen mit Gebühren bei Kaufvermittlung.

Die Blogger und der schnöde Mammon

Und wenn wir schon beim lieben Geld sind: Auch die Blogger müssen sich auch manchmal mit dem Lockruf des Geldes auseinandersetzen: @bicyclist ebenso wie @TiiaAurora. Wobei das wohl ein Problem ist, das sich den wenigsten Bloggern stellt. Hier wird tatsächlich vorrangig in der Währung Image bzw. digitale Identität bezahlt. Und natürlich ist Ruhm und Ehre schön, aber was zum Beißen wäre „am Ende des Tages“ auch nicht schlecht.  Also, wenn Sie mir was überweisen wollen, melden Sie sich einfach 😉

Und dann kam Facebook …

Der einfachste Weg, sein Geschäft zu monetarisieren, ist dann, dass man einen Investor mit einer Vision findet. Verkaufen, fertig – gelegentlich schon geschehen (oder wie war das mit Instagram?). Im Notfall kann man auch an die Börse gehen, um gleich einen Haufen Anleger zu finden. Das Problem: Die beginnen dann alle, alle mitzureden. Und den Kurs des Unternehmens zu diskutieren. Weil die ja auch was verdienen wollen. Und manch anderer nutzt einfach den IPO-Hype aus und verkauft seine gerade erworbenen Anteile direkt wieder – warum wohl? An dieser Stelle wird zumindest für alle diejenigen, die clever genug waren, nicht auf ein langfristiges Geschäftsmodell zu setzen, Virtualität, sprich: Hoffnung, direkt zu Geld. Mission complete.

Dabei hätte Facebook  doch mehr als genug Möglichkeiten, ein tragfähiges Geschäftsmodell jenseits von Apps und Werbung auf die Beine zu stellen: Analysen. Fast eine Milliarde Nutzer mit Personendaten und Bewegungsprofilen (abzüglich der „5 bis 6 Prozent Fake Accounts“) – das ist mehr als nur eine Stichprobe, die Marktforscher in der Regel erheben. Für Unternehmen, die an Marktdaten interessiert sind, könnten diese Daten eine Goldgrube sein, um ihre Strategien abzustimmen.

Also Facebook: Mit den Milliarden könnt Ihr doch mühelos einen Daten-Supermarkt eröffnen. Vielleicht sogra mit Supermodels als Verkäuferinnen. Standard-Analysen zum Standardpreis auch für Privatnutzer, z.B. „Vorlieben weiblicher Singles zwischen 20 und 30“ . Spezialanalysen für Unternehmen zum individuellen Preis. Und womöglich Aktienkursvorhersagen, Tototipps, Wettervorhersagen ;-). Facebook sitzt auf der härtesten Währung des 21. Jahrhunderts: Informationen. Und wenn es dem Unternehmen gelingt, diesen Schatz zu heben, kommt da schon ein tragfähiges Geschäftsmodell heraus. Eigenes Smartphone hin oder her. Und was man einem runden Text geschuldet noch erwähnen sollte: Facebook bekommt die Infos umsonst oder sagen wir gratis – von uns.

Wünsche Ihnen/ Euch, dass Ihr/ Euer Wochenende nicht umsonst ist.

Martin /Reti

 
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Verfasst von - 1. Juni 2012 in Social Media

 

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