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Social Media: Feuer und Wasser

06 Jul

Wasser auf brennendes Fett„Tu niemals Wasser in die Säure, sonst geschieht das Ungeheure“, haben wir damals im Studium gelernt – genauso wie jeder Hobbykoch ermahnt wird, brennendes Fett nicht mit Wasser zu löschen.

Die digitalen Komponenten für solche Zusammenstöße sind im Netz latent vorhanden. In der Regel existieren sie aber aneinander vorbei. Aber wenn sie einander begegnen, dann erleben wir ein Feuerwerk der Interaktion. Unsere Grundhaltungen bewegen uns am intensivsten und nachhaltigsten – und die Pseudonymen-Maske, die ich mir aufsetzen kann, ermöglicht mir, ungeschminkt Stellung zu nehmen. Das lehrt uns Youtube 😉

Zwei Themen haben mich dieser Tage beschäftigt: Da war zum einen das Schittstürmchen, das über Weleda herzieht und zum zweiten der Blogpost der Woche von Stefan Niggemaier. Wenn man lange genug sucht, dann kann man (also ich) auch einen gemeinsamen Nenner finden – außer der Tatsache, dass sich die Diskussionen in den Weiten der elektronischen Welt abspielen: Das ist das Aufeinanderprallen unterschiedlicher Ideologien.

107 mögen Weleda … -Kritik

Im Fall von Weleda fällt der Startschuss durch Jens Lubbadeh von der Süddeutschen Zeitung, der unsaubere Praktiken in der Homöopathie ankreidet. Und Facebook-Nutzer Stefan Kirsch postet den Link einfach mal auf die Weleda-Seite. Zum Glück für Weleda hat das Unternehmen bereits auf die Chronik umgestellt und so erscheint der Beitrag nur (wenig prominent) in den „Beiträgen anderer Nutzer“ – erzeugt aber immer noch 107 Likes, 62 Kommentare und wird 24-mal geteilt (Stand Freitag morgen). Dass sich „die Skeptiker“ an der Diskussion beteiligen, soll hier nur eine Fußnote sein. Natürlich weckt so ein Angriff auch die schlafenden Hunde, die dann gern zu bellen beginnen 😉

In diesem Fall aber bleibt die ganz tiefe ideologische Diskussion aus – auch wenn hie und da ein paar kritische Töne auch zur Vergangenheit von Weleda und die Seriosität der Homöipathie angestimmt werden. Vielleicht weil sich – möglichwerweise zum Glück – keiner der über 20.000 „Fans“ einmischt.

Wie in der Familie

Eine zweite Diskussion, in der die ideologischen Fronten aufeinander prallen, hat Stefan Niggemaier in seinem sehr lesenswerten Blogpost angezettelt. Oder war es Christoph Keese vom Springer-Konzern? Ich spare mir an dieser Stelle den Vergleich eines genervten Vaters zweier Kinder …

Nachdem ACTA nun endgültig ad acta ist, was nicht nur zum Aufatmen im Web sorgte, sondern den digitalen Regulationsfeinden einen gewissen Einfluss auf politische Entscheidung attestiert, geht nun die Diskussion um das Leistungsschutzrecht in die nächste Runde. Und da wollen die Verlage (sehr verallgemeinernd gesprochen) sich nach einem gerontokratischen Prinzip Pfründe sichern. Das Motto lautet. „Ich war zuerst da und ich bin im Recht“ – vielleicht kennen Sie die Argumentationskette (s.o.) 😉

Was sich für mich aus der Diskussion herauskristallisiert, ist der Anspruch, dass Google sich den Wünschen der Verlage unterordnen soll. Ich versuche es mal einfach zu schreiben: Suche ja, Indexierung ja, aber nach unseren Bedingungen. Und die lauten: „Ihr bezahlt uns, wenn ihr uns erwähnt“. Das ist nichts anderes als der Versuch, aus dem bestehenden „Content“ das Maximum an Gewinn herauszuziehen, das Geschäftsmodell zu erweitern. Also nicht nur Pfründe sichern, sondern im Gegenteil sogar auf einfache Weise von den „neuen digitalen Märkten“ profitieren – über den Umweg eines Gesetzes. Clevere(Geschäfts-)Idee.

Der (nicht unerhebliche) Mehrwert-Dienst, den Google für die Verlage erbringt, wird billigend und gerne kostenlos entgegen genommen. Für den muss man natürlich nichts bezahlen. Wie wäre es, wenn Google Gleiches forderte: Wenn Verlage gelistet werden wollen, dann müssen sie dafür bezahlen? Das wäre doch wohl nichts anderes als fair (aus der Sicht eines Laien, der ich bin). Dabei hätte das so eine schöne Partnerschaft werden können …

Natürlich stellen sich die Feinde der Bild auf die Googleseite und die Feinde der (wirtschaftlich erfolgreichen) Datenkrake Google auf die Seite der „deutschen Verleger“, die um ihre Rechte betrogen werden – oder klarer ausgedrückt, um Geld, von dem sie denken, es gehört ihnen 😉 Es gibt für den Neutralen genügend Gründe jeweils Position zu beziehen.

Die Argumentationsketten und Verhaltensmuster wirken auf mich ein wenig archaisch. Für jeden, der sich im Netz aber öffentlich bewegen will, bedeutet das zweierlei: Die passenden ideologischen Gräben und deren Protagonisten genau zu kennen und nie aufzuhören, ans Geld zu denken …

Mit besten Grüßen
Ihr/ Euer
Martin/ Reti

 
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Verfasst von - 6. Juli 2012 in Social Media

 

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